Szenen einer Ehe.
Seit fast 20 Jahren gibt es G. in meinem Leben. Nicht sehr viel später habe ich mit G. eine ernste Beziehung angefangen, war begeistert und akzeptierte fortan, dass G. eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt. Es ist mittlerweile eine eheähnliche Gemeinschaft geworden (ich hatte ein paar mal was mit Y., aber immer nur kurz). Eigentlich war ich G. die meiste Zeit sehr treu. Soweit, so romantisch.

Foto: Dagmar Dobrofsky
Doch seit ein paar Wochen macht G. mir Sorgen. Sie stellt versehentlich unsere gemeinsame Zukunft in Frage. Ja, es muss so deutlich formuliert werden. Denn G. hat angekündigt, zu wissen, was ich wissen will, bevor ich es selber weiss. Doll, aber das möchte ich nicht. Ich möchte ein einzigartiger Liebhaber bleiben - sprunghaft, voller Überraschungen. Und ich möchte meine Beziehung mit G. immer wieder neu entdecken. Bloß kein ‚Ich habe Dir in Münster ein Hotel direkt neben einer Pizzeria gebucht, Du isst doch gerne italienisch’ oder ‚Die schwierigen Themen zur Kunsttheorie habe ich weggelassen, das verstehst Du sowieso nicht.‘ Das ist doch Bevormundung! Und dann noch diese unselige Zusammenarbeit mit dem doofen Wortergänzungsprogramm, das immer nur Verwechselungen produziert…
Nein G., so nicht. Das könnte das Ende unserer Ehe werden. Ich will nichts von einer Besserwisser-Suchmaschine vorgesetzt bekommen, bloss weil es geht. Ich will selber fragen. Und weil ich akzeptiert habe, dass Du meine Daten sammelst, werde ich nicht akzeptieren, dass Du mich deshalb nicht mehr ausreden lässt, wenn ich eine Frage diktiere. Oder mit passenden Informationen überschüttest. Obwohl es natürlich ganz lieb ist, dass Du in Münster … neben der Pizzeria … und das mit der Kunsttheorie auch. Ach Google…