Sind ziemlich frech, die Dänen.
Zunächst muss man sich klar machen, dass Deutschland 8,3 mal so groß ist wie Dänemark (wenn man Grönland nicht mitzählt, aber warum sollte man?). Unser BIP ist 11,4 mal so groß wie das dänische. Kein Wunder, wir sind ja auch 14,3 mal so viele. Und: wir sind 969 Jahre jünger (und dynamischer).
Viele, gute Gründe für eine gewisse höfliche, dänische Zurückhaltung. Eigentlich. Aber eine Geschichte, die sich in diesen Tagen in Berlin abspielte, kündet vom Gegenteil. Klaus Vitt, CIO, also Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretär im Bundesinnenministerium (BMI) - wer kennt ihn nicht - hat in einem feierlichen Staatsakt durch Drücken eines Touchpoints auf seinem Tablet die ZRE gestartet. Wer bei ZRE fragend die Augenbrauen hebt, muss wissen, dass dies der offizielle Kosename für die Zentrale Rechnungsplattform des Bundes ist. Ein Schritt nach vorne für Herrn Vitt, eine Sprunginnovation für die deutsche Wirtschaft: ab 27. November empfängt und verarbeitet die Bundesverwaltung Rechnungen digital. Nachgeordnete Behörden folgen im nächsten Jahr. Und in zwei Jahren werden Rechnungen auf Papier nicht mehr angenommen, geschweige denn bearbeitet oder gar bezahlt. Hier wird beispielhaft eine Europäische Richtlinie aus dem Frühjahr 2014 umgesetzt und vollendet. Danke, Herr Vitt.

Und die Dänen? Gähnen nur und merken in Form von Lars Frelle-Petersen, dem Geschäftsführer des dänischen Industrieverbandes vorlaut und stimmungsvergiftend an: ‚Herzlichen Glückwunsch, bei uns ist das seit 2005 obligatorisch.‘
Für die korrekte Einschätzung und abschließende Bewertung dieser ‚obligatorischen‘ Leistung sei noch einmal auf die Zahlen am Anfang des Textes hingewiesen.