Das hat er von seinem Vater.
Pieter Bruegel der Ältere, er lebte von 1525 bis 1569, war ein drolliges und recht produktives Mitglied der Breugel-Malerdynastie. Zu seinen gelungensten Produktionen zählte sein Sohn, Jan Brueghel der Ältere, aktiv von 1568 bis 1625. Dieser konnte ebenfalls exzellent malen. Und er führte das ‚h‘ in seinem Namen ein, vermutlich um sich zu unterscheiden. „Das hat er von seinem Vater“, begeisterten sich Zeitgenossen an seinen Blumenbildern, obwohl dieser Vater sich bevorzugt mit Szenen des bäuerlichen Lebens beschäftigt hatte. Tatsächlich drängt sich die Frage auf, ob es des Vaters Gene waren, die dem Sohn die gestalterischen Fähigkeiten vererbt hatten. Oder das Lebensumfeld im Atelier des Vaters. Oder die von Familientraditionen erzwungene Thronfolge, wie sie heute gelegentlich aufsässige Kinder von Industriemagnaten beklagen. Jedenfalls hatte Jan Brueghel der Ältere von seinem Vater das Talent, die Infrastruktur und sicher auch alle Produktionsmittel geerbt, um ein erfolgreicher Maler zu werden.

Painting: Robbie Barrat
Springen wir rund 500 Jahre nach vorne in der Kunstgeschichte. Vor einigen Tagen hat Christie’s New York für 432.500 $ ein Bild versteigert, das von einer Künstlichen Intelligenz gemalt worden ist. Es trägt den Titel ‚Edmond de Belamy‘ und sieht auch so aus. Die Vaterschaft meldet das Pariser Künstlerkollektiv Obvious an. Hugo Caselles-Dupré, Pierre Fautrel und Gauthier Vernier heissen die drei angeblichen Väter, die ihren Computer haben malen lassen. Man könnte nun anfangen über seelenlose Kunst, verrückte Preise oder die Zukunft der Menschheit zu diskutieren, wäre da nicht der Amerikaner Robbie Barrat, der ebenfalls die Vaterschaft angemeldet und so das Thema der Stunde geliefert hat. Mit einigem Recht, denn er hat die Künstler-Software programmiert. Er hat sodann seinen Programm-Code als Open Source veröffentlicht. Womit er die Welt kostenlos an den Möglichkeiten teilhaben ließ. Klar: auch sein Programm stammt nicht aus dem Nichts. Sondern aus Vorstufen der Künstlichen Intelligenz und neuronaler Netzwerke, erdacht von anderen Vätern.
Die heiße Frage: was ergibt nun ein Vaterschaftstest? Ist es der Programmierer? Die Künstlergruppe? Der Produzent? Die KI? - die das Bild übrigens mit ‚min G max D x[LOG(D(X))] + z[log(1–D(G(z)))‘ signiert hat. Und wo entsteht Kunst eigentlich? Im Kopf des Künstlers? Oder im Auge des Betrachters? Fragen über Fragen, die uns bewegen, berühren, aufregen und unterhalten. Ist das nicht eigentlich die ganz große Kunst?