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Blödsinn der Woche: Digital Detox.

Wer denkt sich denn sowas aus: Man kann einen digitalen Newsletter abonnieren und die neuesten Blogartikel, News und Infos zum Thema Digital Detox. Oder man installiert gleich eine oder mehrere Apps, die beim Digital Detox helfen. Möglicherweise gibt es auch bereits anonyme Selbsthilfe - Skypegruppen.

© Pavan Trikutam

Hinter der offensichtlichen Paradoxität all dieser Angebote lässt sich ein sehr rückwärts gewandtes Weltbild ausmachen. Es basiert auf der Überzeugung, das alles Digitale mindestens unnütze Spielerei, vielleicht sogar nervtötende Ablenkung vom Wesentlichen, ist. Vulgo: Firlefanz. Lieber solle man sich mit dem Erleben der Wirklichkeit, dem Wirken des Mitmenschen, dem Entfalten der Zeitläufte beschäftigen.

Was alles Blödsinn ist.

Im Selbstversuch habe ich herausgefunden, dass die Spielerei mit Apps oder Games ebenso unnütz ist wie mit Würfeln oder Spielkarten. Oder ebenso unterhaltsam. Außerdem habe ich in jenen Momenten, in denen ich normalerweise mein Smartphone nach Lebenszeichen von Kollegen, Freunden und Bekannten überprüfe, eine Zeit lang genau das nicht gemacht. Stattdessen habe ich, mit dem stummen Smartphone in der Hosentasche, die anderen Menschen an der Bushaltstelle, Kinokasse und im Coffeeshop beobachtet. Ohne auf Details einzugehen: Das Ergebnis war in keiner Hinsicht bereichernd.

Doch es hat mir eines sehr klar gemacht: Das Digitale ist inzwischen überall fester Bestandteil unserer Welt. Es hat unsere Art zu leben und unsere Tage zu gestalten, unsere Kommunikation und unsere intimsten Momente verändert, es hat Gleichgesinnte auf allen Kontinenten näher gebracht, es hat die Arbeitswelt neu definiert und die Welt insgesamt für immer verändert. Wie wir nicht mehr einfach auf Strom verzichten können, oder die globalen Finanzströme austrocknen lassen können oder auch alle Transportmittel stilllegen, so können wir auch nicht die Digitalisierung als eine Art Vergiftung ansehen, die Entzug erfordert.

Wohlgemerkt: Hassreden in den Sozialen Medien, Angriffe auf die Grundlagen der Demokratie, Entgrenzung zwischen Privat- und Arbeitsleben - um nur einige der negativen Auswirkungen der Digitalisierung zu benennen, müssen unterbunden und geregelt werden. Aber das mussten sie in ihrer analogen Form auch schon lange vor der Digitalisierung.

Denken wir nicht über digitale Ver- oder Entgiftung nach, sondern lieber über die neuen Möglichkeiten, die alles Digitale mit sich bringt und wie wir sie zu unserem persönlichen Vorteil einsetzen können. Und wenn es trotzdem nicht anders geht … siehe Abbildung.

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